Die Fähigkeit Angst zu verspüren, war wichtig für unsere Vorfahren, um ihr Überleben zu sichern. Wer keine Angst vor hungrigen Bären hatte, wurde oft schneller zum Nachtisch derjenigen als gedacht.

In der heutigen Zeit sind solche existentiellen Ängste vor Raubtieren oder dem eigenen Verhungern relativ unbedeutend geworden. Doch trotzdem wird unser modernes Leben von vielen Ängsten geprägt. Versagensängste, Verlustängste und Ängste vor Veränderung.

Das wir Menschen in Zukunft angstfrei leben, ist schwer vorstellbar, darum ist die Frage eher wie wir mit unseren Ängsten umgehen sollten und wann Ängste förderlich sind. Im Folgenden möchten wir einige der Ideen aus dem Buch „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann vorstellen.

 

Doppelaspekt der Angst

Angst kann uns aktiv machen, aber uns auch lähmen. Angst warnt nicht nur vor Gefahr, sie enthält auch den Aufforderungsimpuls, sie zu überwinden. Das Annehmen und das Meistern der Angst bedeutet einen Entwicklungsschritt, lässt uns ein Stück reifen. Wenn wir die Konfrontation mit unseren Ängsten scheuen, stagnieren wir auf die eine oder andere Weise.

Angstüberwindung für persönliche Entwicklung

Angst tritt immer dort auf, wo wir uns in einer Situation befinden, der wir nicht oder noch nicht gewachsen sind. Jede Entwicklung, jeder Reifungsschritt ist mit Angst verbunden, denn er führt uns in etwas Neues, bisher nicht Gekanntes oder Gekonntes. Entwicklung und Reifen haben also offenbar viel mit Angstüberwindung zu tun (S. 10f, Riemann). Diese Ängste sind oft sehr verschieden, haben jedoch alle ihre Daseinsberechtigung.

 

Wie gehe ich mit meinen Ängsten um?

1. Teile deine Ängste mit anderen

Es passiert oft, dass wir unsere eigenen Ängste und Sehnsüchte nur für uns behalten. Das „von der Seele reden“ hilft uns oft ungemein und ist kein Zeichen von Schwäche. Oftmals bekommen wir so auch neue Perspektiven und Einsichten.

 

2. Akzeptiere deine Ängste
In vielen Situationen liegen unsere Ängste zwischen dem was wir sind und dem was wir gerne sein wollen. Ängste sind deshalb oft auch wertvolle Wegweiser und Warnschilder.

 

3. Angst als etwas Temporäres ansehen
Was hat dir vor 3 Jahren Angst gemacht? Was macht dir heute Angst? Glaubst du, dass das was dir heute Sorgen bereitet dich in 3 Jahren immer noch beschäftigt? In vielen Fällen nicht. Mark Twain hat dazu folgendes gesagt: „I am an old man and have known a great many troubles, but most of them never happened.” Angst ist also immer ein nicht eingetretener Zustand in der Zukunft.

4. Konfrontiere deine Ängste

Sich seinen Ängsten zu stellen, hat viel damit zu tun, aus der eigenen Komfortzone zu treten. Jede Angstbewältigung ist ein Sieg, der uns stärker macht; Jedes Ausweichen von ihr ist eine Niederlage, die uns schwächt (vgl. Riemann). In diesem Prozess ist es wichtig, Schritt für Schritt sich seinen Ängsten zu nähern und sich nicht selbst zu überfordern. Bevor man die wichtige Präsentation vor 50 Leuten hält, kann man sie erstmal vor 5 Leuten üben.

 

Jeder Mensch hat Ängste. Zwar haben wir viele verschiedene Formen und Ausprägungen der Angst, aber jeder hat sie. Wir unterscheiden uns bloß darin, wie wir mit ihnen umgehen.

 

Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie. – Erich Kästner

 

 

Vgl. Riemann, Fritz. Grundformen Der Angst. Ernst Reinhardt Verlag, 2017

 

Geschrieben von Maximilian Bergauer & Petra Nöding

Blog #8 – Was hat Angst mit persönlicher Entwicklung zu tun?